Haarfarbe ohne Juck und Kratz

Pressebeitrag
10/2013

Haarfarbe ohne Juck und Kratz

Es ist zum Auswachsen und Locken-Raufen, was Eva S. regelmäßig erduldet, weil sie nicht „grau“ durchs Leben gehen will: Juckreiz, gerötete und verkrätzte Stellen um Ohren und Haaransatz, sowie schuppende Haut nach jedem Kolorieren machen die Freude am zu jugendlichem Braun zurückgetönten Haar zunichte. „Kaum auszuhalten„, stöhnt die 44-Jährige – und steht mit ihrem Problem längst nicht allein: Immer größer ist die Zahl jener, die ihre Lust an satten Haarfarben mit quälenden Hautreaktionen bezahlen. LEBEN begab sich auf Ursachensuche und fragte Experten nach Auswegen aus dem Dilemma.

Zu viel „Reifendes“
Allergien nehmen im Allgemeinen zu, weil wir heute in Umwelt und Alltag durch eine Fülle chemischer Substanzen übersensibilisiert sind. Das spielt auch hier sicher eine Rolle„, ist die international erfolgreiche Friseurmeisterin Rafaela Welner überzeugt. Weil wiederholt Kundinnen in ihrem Döblinger Salon um Rat wegen unerwünschter Färbe-Nebenwirkungen baten, sei sie der Frage jüngst gezielt nachgegangen.

Das Ergebnis: „Auch wenn die Auflagen für Kosmetika durch die EU heute strenger sind denn je, treten zusehends unliebsame Reaktionen auf, weil die Kopfhaut anfälliger geworden ist.“ Ein Auslöser von Rötungen und Brennen am Haaransatz seien etwa Anti-Aging-Cremen mit Fruchtsäure: „Mit solchen Antifalten-Produkten gepflegte Haut reagiert leichter auf Kolorationsmittel.

Außerdem setze Stress dem ganzen Körper zu, weshalb Menschen in fordernden Lebenssituationen mitunter plötzlich Probleme mit bisher gut vertragenen Substanzen bekämen. Und, so Weiner: „Oft geht beim Selbstfärben etwas schief. Dann kommen Kunden zwecks ,Rettung‘ zu uns – mit durch kürzliche Selfmade-Aktion bereits gereizter Kopfhaut – und vertragen auch Profi-Produkte schlechter.

Nicht immer liegt’s allein an der Chemie

Haut im Abwehrkampf. Die Wiener Dermatologin und Allergie-Spezialistin Henriette Holub-Hoberger ortet die „Krisenherde“ vor allem in Kolorationssubstanzen: „Ich denke, dass viele Färbemittel – auch Selbstfärbeprodukte – mehr Zusatzstoffe enthalten als früher und es so zu Sensibilisierung und Zunahme der Allergien kommt.

Was genau passieren kann, beschreibt sie so:
1. Toxische Reaktion auf einen Inhaltsstoff. Substanzen wie Bleichmittel, Wasserstoff oder Ammoniak können Rötung, erosive Herde (wie nach Verbrennungen) und Juckreiz auslösen – allerdings ausschließlich an der Kontaktstelle mit dem Färbepräparat.

2. Allergische Kontaktdermatitis. Hier kommt es nicht nur an Applikationsstellen zu Hautreaktionen wie Rötung, Schwellung oder Juckreiz, sondern auch an Hals, Nacken oder Gesicht. Zudem sind Schwellungen der Lider, Lippen und Nasen-Rachen- schleimhaut (mit Atemnot!) möglich. Nach Abheilung einer Akutreaktion schuppt die Kopfhaut mitunter längere Zeit unangenehm ab. Davor, dann hoffnungsfroh trotzdem bei der jeweiligen Koloration zu bleiben, warnt die Ärztin: „Bei erneutem Kontakt mit dem nicht tolerierten Mittel droht Chronifizierung des Kontaktekzems.

Pro und Contra „Pflanze“.
In Pflanzenfarben stecken keine Zusatzstoffe, die toxische Reaktionen auslösen. Außerdem, so Holub: „Natürliche Färbe- mittel enthalten Phytogene, die per se entzündungshemmend wirken.“ Garantien für geplagte Häupter bieten jedoch auch die Naturmittel nicht, wie W einer und Holub betonen: „Auch pflanzliche Stoffe können Allergien auslösen.“ Es gilt also auszuprobieren, was vertragen wird – und im Zweifelsfall einen Hautarzt zu Rate zu ziehen.

Wer Friseurkosten sparen und günstige Selbstfärbemittel nützen will, kann ebenfalls aus Produkten mit oder ohne viel Chemie wählen. Letztere sind zwar gesünder fürs Haar, allerdings hält ihr Effekt oft weniger lang. Wichtig ist, wie ein „Konsument“-Test (siehe Kasten rechts) zeigt, sich an Gebrauchshinweise zu halten und Einwirkzeiten nie zu überschreiten.

Problemloser für empfindliche Häupter
Schutz.
Beim Friseur erhältlicher, vorm Färben aufgetragener Haar- & Kopfhautschutz (z. B.: Hair Love“ von Petritsch Professional) kann häufig vor Irritationen bewahren. Welner empfiehlt: „Lassen Sie sich beraten. Gezielt gewählte Profi-Produkte sind oft schonender, und mit Mechen kann man Farbe ins Haar bringen, ohne die Kopfhaut zu belasten.

Hilfe. Juckt’s trotzdem, bleibt nur das Meiden der aggressiven Substanzen. In schweren Fällen wird ärztliche Hilfe nötig. Holub: „Bei Schwellung oder Atemnot helfen Corticosteroide zum Schlucken oder Auftragen, bei toxischer Reaktion lokale Entzündungshemmer und bei Blasenbildung antibiotische Lösungen, die bakterielle Superinfektion vermeiden.“ Juckreiz bremsen Antihistaminika, Hautreaktionen nur Cortisonlösung. Bleibt zu bedenken: Gekonnt geschnittenes Grau gilt längst als „cool“ – und braucht niemanden mehr zu „jucken“.